Im Rahmen dieses Unterrichtsentwurfs wird ein Vorschlag für die Einführung in die historische Bildanalyse bzw. Bildquelleninterpretation vorgestellt. Zur Interpretation historischer Tatsachen sind neben Texten und Gegenständen auch Bilder von herausragender Bedeutung. Sie dienen nicht nur dem Historiker als Hilfsmittel, sondern auch im Geschichtsunterricht zur Erklärung historischer Vorgänge und verknüpfen die Ebenen der Vergangenheit und der Gegenwart. Denn genau wie heute haben die Menschen vergangener Zeiten versucht, „ihre Geschichte“ zu erzählen.
Der Entwurf ist auf eine Doppelstunde ausgelegt. Der Schwerpunkt liegt auf der Einführung einer Methode zur Bildanalyse als historischer Quelle. Die Verbindung des Methodentrainings mit dem Kapitel 8.7 des mBooks Gemeinsames Lernen bot sich aufgrund der sehr gegensätzlichen Darstellungsweise der darin verwendeten Bildquellen für eine kritische Analyse an: Hier stehen sich die realistischen Bilder des Kriegsfotografen Frank Hurley aus der Fotogalerie im Unterkapitel 8.7.2 Stellungskrieg: Sterben im Schlamm und die propagandistischen Darstellungen zur Kriegsfinanzierung aus der Galerie im Unterkapitel 8.7.7. Hunger und Krankheiten: Elend und Tod auch in der Heimat des mBooks gegenüber.
Weiterhin erleichtert der Methodenhinweis im selben Kapitel die Annäherung an die Thematik auch ohne Vorkenntnisse der Schülerinnen und Schüler
Zur Einführung soll die Methode Bildanalyse im Laufe der Doppelstunde einmal im Unterrichtsgespräch erarbeitet und anschließend in Gruppenarbeit angewendet werden. Dem vorangestellt, erfolgt eine erste assoziative Annäherung mit der Methode „Adjektivliste“. Über die „Adjektivliste“ erfolgt eine erste subjektive Annäherung an das Bild und eine erste Perzeptbildung. Es werden 2 Bilder zur Auswahl gestellt (beispielsweise Bild 2 der Galerie im Kapitel 8.7.2 und Bild 2 aus der Galerie im Kapitel 8.7.7. eignen sich aufgrund ihrer ähnlichen Bildkomposition). Die Schüler und Schülerinnen schreiben in Einzelarbeit zu einem der Bilder eine Adjektivliste, die einen persönlichen Eindruck des Bildes wiedergibt. Eine solche Adjektivliste erleichtert nicht nur den Zugang bei gegenstandslosen oder rätselhaften Bildern, sondern erleichtert die Verbalisierung der Bildwirkung und damit einhergehend Fragestellungen speziell für den Geschichtsunterricht.
Einzelne Schüler und Schülerinnen lesen ihre in Einzelarbeit verfasste Adjektivliste vor. Die Lehrkraft notiert ausgewählte Begriffe unter dem jeweiligen Bild. Zur Visualisierung können die Schüler und Schülerinnen diese in der nachfolgenden Arbeitsphase zur historischen Bildanalyse nutzen, sie fungiert im Sinne des „Scaffoldings“ als sprachliches Gerüst.
Im daran anschließenden Unterrichtsgespräch kann darauf aufbauend, der Frage nachgegangen werden, inwieweit die verschiedenen Adjektivlisten den unterschiedlichen Bildcharakter wiedergeben. Nunmehr erfolgt die Einführung der Methoden zur Bildanalyse anhand der Fragestellungen der Methodenseite zur Bildanalyse aus dem mBook und den beiden Bildern.
(Weitere themenbezogene mögliche Fragen zum Unterrichtsgespräch finden sich weiter unten im Abschnitt „Mögliche Fragen für das Unterrichtsgespräch“)
Für die Erarbeitungsphase 2 werden die Schüler in Gruppen von etwa 3-5 Schülern eingeteilt. Eine dieser Gruppen wird eine “Verleger”-Gruppe, die anderen Gruppen bekommen die Aufgabe “Journalist”. Die grundlegende Idee der Gruppenarbeit ist, dass die Verleger ein Bild veröffentlichen sollen. Welches das ist, wird anhand der Informationen, die die Verleger von den Journalisten erfragen, entschieden. Jede Journalistengruppe erhält dabei ein Bild zur Analyse. Sie sollen möglichst so vorgehen, wie beim zuvor gemeinsam erarbeiteten Beispiel. Die Verlegergruppe erarbeitet in derselben Zeit die Fragen an die Journalisten. Zur Präsentation bestimmt jede der Gruppen einen Vertreter. Mit der Methode “Fishbowl” sollen Journalisten von Verlegern befragt werden und so ihre Ergebnisse präsentieren. Am Ende der Diskussion stimmt die Klasse gemeinsam ab, welche Argumentation für welches Bild sie am stärksten überzeugt hat.
Das dazugehörige Artikulationsschema finden Sie hier:
Erster Eindruck
- Notiere kurz Deinen ersten Eindruck der Bilder im Kapitel 8.7.7.
A - Beschreibung der Bildquelle/das Bild „an sich“
- Motiv: Was wird auf dem Bild/der Darstellungen im Kapitel 8.7.7. dargestellt? Benenne kurz das Motiv Bilder im Kapitel 8.7.7. und den Entstehungszeitpunkt
- Zeichner, Fotograf oder Künstler: Gibt es Angaben zu Herkunft, Stellung und Wertvorstellungen herausfinden?
- Politische Umstände: Stammt das Bild aus Friedens- oder Kriegszeiten?
- Adressat: Welche Verbreitung hatte das Bild zum Zeitpunkt der Entstehung? War es ein Unikat oder war es der Öffentlichkeit zugänglich?
B - Einordnung der Quelle in den historischen Zusammenhang
- Absicht: Lässt das Bild eine bestimmte Absicht des Fotografen, Zeichners oder Künstlers erkennen? Wie wird das Kriegsgeschehen dargestellt? Wie werden die eigene und die Gegenseite dargestellt? Welche Stimmung soll jeweils geschaffen werden?
- Welche historischen Hintergründe sind wichtig, damit das Bild richtig „gelesen“ werden kann? Welche Botschaft soll vermittelt werden? Gibt es mehrere Themen, die in der Quelle angesprochen werden?
C - Beurteilung der Bildquelle
- Lassen die Motive Rückschlüsse auf den Künstler zu? Waren es Kriegsteilnehmer oder Zivilisten? Welche Perspektive wird jeweils eingenommen? Welche Arbeiten geben den Kriegsalltag realistischer wieder?
- Welche Absicht wurde mit den Bildern verfolgt?
- Was sollte der Künstler zum Ausdruck bringen?
- Hat er den Wünschen des Auftraggebers entsprochen?
- Welches Bild würde Deiner Meinung nach ein Journalist auswählen?
D - Ebene von Gegenwart und Zukunft
- Bewerte die Botschaft der Fotografien aus deiner heutigen Sicht.
- Wer trifft in den heutigen Medien die Auswahl der zu veröffentlichenden Bilder?
- Gehe noch einmal zurück zu Deinen ersten Eindrücken. Hat sich Dein Eindruck bestätigt oder siehst Du die Quelle jetzt mit anderen Augen?
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