Quellen zu verändern, auch wenn es didaktisch begründet erfolgt, findet in der fachdidaktischen Diskussion oftmals keine Unterstützung: Durch Veränderungen kann zum Beispiel die sprachliche Gestaltung des ‘Originals’ verloren gehen. Doch gerade die Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil der Alteritätserfahrungen, die Lernende während einer Quellenarbeit machen. Werden originale Quellen also verändert, besteht die Gefahr, dass den Schülern Alteritätserfahrungen verloren gehen.
Jede Schülerin und jeder Schüler hat unterschiedliche Hürden bei der Quellenarbeit zu nehmen, etwa beim Leseverständnis oder bei der Anwendung methodischer Analyseverfahren. Deshalb stellen wir im mBook mehrere “Schwierigkeitsgrade” für Quellen zur Verfügung. So wollen wir der Unterschiedlichkeit bei den Lernenden auf der Materialebene entsprechen und mehr Lernenden einen möglichst breiten Zugang zu Quellen ermöglichen.
Dabei ist entscheidend, dass wir einer Quelle nichts ‘wegnehmen’. Wir ergänzen das Original lediglich um sprachlich-inhaltliche differenzierte ‘Versionen’. Inhaltlich meint dabei keine Veränderung der Aussage, sondern vereinfachende Kürzung. Die ursprüngliche Version, also das ‘Original’, geht nicht verloren und kann jederzeit von allen Nutzerinnen und Nutzern herangezogen werden.
Das mBook Gemeinsames Lernen ersetzt Lehrkräfte nicht und will sie auch nicht einschränken. Die unterschiedlichen Versionen von Quellen sollen Lehrerinnen und Lehrer lediglich beim inklusiven Unterricht unterstützen. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, Quellen in mehreren sprachlich-inhaltlichen Varianten anzubieten. Denn eine Originalquelle, deren Inhalt sich einige Lernende selbstständig nur mit großen Problemen oder überhaupt nicht erschließen können, ist hinderlich für den Unterricht. Wir möchten Lehrkräfte so bei der Unterrichtsvorbereitung und während der Stunde entlasten.
Für die Umsetzung der Differenzierung haben wir unterschiedliche Schwierigkeitsstufen (sog. Herausforderungsdichten) definiert. Jeder Herausforderungsdichte ist ein Symbol zugeordnet, das den Schwierigkeitsgrad anzeigt. Dabei gilt die Faustregel: Je mehr Ecken das Symbol hat, umso mehr Ecken müssen die Schülerinnen und Schüler auch denken:
Sechseck - originale Quelle (meist in transkribierter Form, teilweise auch Abbildung einer Handschrift):
Quadrat - originale Quelle (überwiegend in transkribierter Form):
Dreieck - weniger starke sprachliche Vereinfachung:
Kreis - starke sprachliche Vereinfachung:
Diese Symbole befinden sich in der Magic Toolbar, die nach der Aktivierung über dem Quellenkasten erscheint (Siehe Abb. 1 und 2).
Abbildung 1: Kapitel 11.3, Quelle 3 im Original.
Die Originalquelle ist also i.d.R. in die Herausforderungsdichten Sechseck oder Viereck (wie in Abb. 1) eingeordnet, während die bearbeiteten Versionen ihrem Schwierigkeitsgrad entsprechend mit Dreieck, Kreis oder Leichte Sprache (wie in Abb 2.) gekennzeichnet sind. Dabei ist zu beachten, dass nicht jede Quelle in allen Versionen angeboten wird. Die existierenden Varianten sind in der Magic Toolbar farblich hervorgehoben, alle anderen erscheinen hellgrau. Zudem ist auch in jeder Quellenangabe ersichtlich, ob es sich um eine bearbeitete Version handelt oder nicht.
Alle Schülerinnen und Schüler können somit jeweils die Version der Quelle verwenden, die ihnen den besten Zugang ermöglicht.
Abbildung 2: Zum Vergleich: Kapitel 11.3, Quelle 3 auf Schwierigkeit ‘Kreis’ vereinfacht. In der Quellenangabe unter dem Quellentext selbst ist auch vermerkt, dass der Text bearbeitet wurde.
Das Original einer Quelle wird durch die unterschiedlichen Herausforderungsdichten nicht obsolet. Die Ursprungsversion kann – wie eingangs im Beitrag erwähnt – jederzeit herangezogen werden. Über die Magic Toolbar können alle Nutzerinnen und Nutzer zwischen dem Original und den Varianten wechseln.
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