Einer der wohl bekanntesten Akteure im Bereich der Inklusion ist Raúl Krauthausen. Er gründete gemeinsam mit seinem Cousin den gemeinnützigen Verein Sozialhelden als ein großes Netzwerk an Freiwilligen, um sozialen Problemen entgegenzuwirken und Menschen für gesellschaftliche Probleme zu sensibilisieren. In der Öffentlichkeit ist unter anderem das Spendenprojekt Pfandtastisch helfen sehr bekannt. Krauthausen selbst leidet an Osteogenesis imperfecta, allgemein bekannt als Glasknochenkrankheit, und ist an den Rollstuhl gebunden. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, sich sozial zu engagieren.
Aufgrund seiner südamerikanischen Wurzeln und seiner Krankheit kam er schon früh mit sozialen Problemen in Berührung. Er besuchte eine der ersten allgemeinbildenden Grundschulen Deutschlands, die Kinder mit Behinderungen aufnahm. Krauthausen ist davon überzeugt, dass sein Leben anders verlaufen wäre, wenn er eine Förderschule besucht hätte, denn an seiner Schule konnte er sich mit den anderen Kindern messen und mit ihnen ‘mitziehen’. Dadurch hatte er die Möglichkeit, über die eigenen Grenzen hinauszuwachsen. In einer Förderschule, so vermutet Krauthausen, wäre dies nicht oder nur sehr schwer möglich gewesen. So gab es beispielsweise in seiner Klasse vier weitere Kinder mit Behinderungen, die sich ebenso von ihren MitschülerInnen ohne Behinderung anspornen ließen. Dennoch berichtet er auch von Rückschlägen, die er an seiner Schule erleben musste. Vor allem der Sportunterricht machte ihm zu schaffen, da er zunächst lediglich dem Lehrer zu assistieren hatte und schließlich vom Sportunterricht ‘befreit’ wurde. Dadurch wurde er einerseits nicht gefordert und andererseits von den sozialen Interaktionen ausgeschlossen.
Krauthausen erwarb schließlich an einer integrativen Gesamtschule das Abitur und studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Über seinen besonderen (Bildungs-)Weg – die Möglichkeit zum Besuch einer inklusiven Grundschule – war er sich lange nicht bewusst. Auf der Grundlage seiner Erfahrungen wendet sich Krauthausen dagegen, dass Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen an Förderschulen verwiesen werden. Alle sollten die Chance haben, in inklusiven Schulen zu lernen, so sein Credo.
Für sein soziales Engagement erhielt er 2013 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Ein Jahr später veröffentlichte er seine Biographie Dachdecker wollte ich eh nicht werden – Das Leben aus der Rollstuhlperspektive. Seit 2015 ist seine eigene Talkshow KRAUTHAUSEN – face to face auf Sport1 zu sehen, in der er Themen wie etwa Kultur und Inklusion anspricht. Zudem ermöglicht er es Rollstuhlfahrern, anhand einer Online-Landkarte barrierefreier Orte nicht nur mobil zu sein, sondern auch am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
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