Mit dem Fingeralphabet zum Erfolg: Helen Keller

Helen Keller wurde 1880 in Alabama als Tochter eines Hauptmannes der Konföderierten-Armee geboren. Die Familie war wohlhabend und lebte mit Bediensteten in einem Haus. Helen Keller war ein fröhliches und aktives Mädchen mit starkem Willen und wuchs normal auf, lernte laufen und sprechen. Im Alter von 19 Monaten erlitt sie jedoch eine Gehirn- und Unterleibsentzündung. Zunächst war es unklar, ob sie überhaupt überleben könnte, doch das Fieber sank und niemand ahnte, dass sie nie wieder sehen oder hören könnte.

Mit dieser abrupten Veränderung kam sie jedoch nicht zurecht. Da sie sich nicht verständigen konnte, obwohl sie genau wusste, was sie wollte, empfand sie ihre Situation als aussichtslos. Sie litt häufig an Wutanfällen, trat ihre Kinderpflegerin oder warf mit Gegenständen um sich. Ihre Gestik und Mimik wurde von ihren Mitmenschen nicht verstanden, der Zorn wuchs.

Ihre Mutter kontaktierte das Perkins-Institut für Blinde, welches Lehrkräfte für Sehbehinderte ausbildete. So kam 1887 die Lehrerin Anne Sullivan zur Familie und brachte Helen Keller das Fingeralphabet und die Brailleschrift bei. Die beiden Frauen verband bis zum Tod Sullivans eine enge Freundschaft, da die Ankunft der Lehrerin den wichtigsten Wendepunkt ihres Lebens darstellte.

Ein paar Jahre später besuchte sie das Radcliffe College, lernte Deutsch und Französisch und schloss 1904 ihr Bachelorstudium ab – als erste Taubblinde überhaupt. Dabei wurde sie von Anne Sullivan unterstützt, die ihr jede Unterrichtsstunde in die Hand buchstabierte. Zu dieser Zeit schrieb sie ihr erstes Buch, ihre Biografie, veröffentlichte Artikel, Reden und Bücher und stieß dabei auf hohe Aufmerksamkeit, da die Menschen wissen wollten, was sie als Taubblinde zu sagen hatte.

Nach ihrer über 40-jährigen Karriere als Lobbyistin sind mehr als 470 Essays und Reden von ihr bekannt. Sie setzte sich für eine gerechtere Welt ein und veränderte die Einstellung der Gesellschaft gegenüber behinderten Menschen, insbesondere gegenüber Tauben und Blinden. Sie widmete ihr Leben politischen und sozialen Themen, engagierte sich ebenso für die Gleichberechtigung von Frauen und für die Rechte von Farbigen und befasste sich mit dem Faschismus in Europa und der Atomkraft. Ihr Leben war geprägt von vielen Reisen, sie hielt Reden in nahezu 40 Ländern. Noch im Alter von 75 Jahren war sie in Asien unterwegs, um ihre Anliegen zu verbreiten.