Aktuelle Studie zeigt: Deutsches Schulsystem wird inklusiver

In Deutschland werden immer mehr Kinder inklusiv beschult. Dies zeigt die Analyse Unterwegs zur inklusiven Schule – Lagebericht 2018 aus bildungsstatistischer Perspektive im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Im Jahr 2017 gingen demnach bundesweit nur noch 1,3 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten auf Förderschulen. Knapp zehn Jahre zuvor sind es noch 2,1 Prozent gewesen. Dr. Jörg Dräger, Vorsitzender der Bertelsmann Stiftung, betont: „Die Inklusion ist vor allem durch die Aufnahme von Schülern mit Lernschwierigkeiten in die Regelschulen vorangekommen.”

Trend spiegelt sich auch in NRW

In Nordrhein-Westfalen liegt die Exklusionsquote (Anteil der Kinder und Jugendlichen, die Förderschulen besuchen) mit 4,63 Prozent zwar noch immer leicht über dem aktuellen Bundesdurchschnitt – allerdings stand dieser Wert im Jahr 2008 noch bei 5,24 Prozent.

Große regionale Unterschiede

Besonders niedrig ist die Exklusionsquote in Schleswig-Holstein, in Niedersachsen und in den Stadtstaaten. Der Gesamttrend zeigt jedoch nicht überall in dieselbe Richtung. Im Süden und Südwesten Deutschlands (Bayern, Baden Württemberg und Rheinland-Pfalz) gehen sogar wieder mehr Schülerinnen und Schüler auf Förderschulen als noch im Jahr 2008. Auf den Seiten der Bertelsmann Stiftung findet sich eine detailliert grafische Ausarbeitung zu den regionalen Unterschieden.

Förderbedarfe entscheiden über Inklusion und Exklusion

Neben dem Wohnort ist die Art des Förderbedarfs das zentrale Kriterium für die Möglichkeit zum Besuch einer Regelschule. Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt Lernen etwa besuchten 2017 bundesweit deutlich seltener eine Förderschule. Kinder und Jugendliche mit sozialen und emotionalen Einschränkungen hingegen wurden im Vergleich zu 2008 häufiger exkludiert. „Der Fokus muss angesichts der aktuellen Entwicklung auf den Umgang mit Schülern mit Lernhandicaps gelegt werden“, meint Dr. Jörg Dräger hierzu.

Erfolgskriterien für Inklusion

Für eine weiterhin positive Entwicklung empfiehlt Dräger gezielte Fortbildungen sowie strukturelle Unterstützungssysteme: „Länder, die bei der Inklusion weit fortgeschritten sind, haben für Lehrkräfte effektive Strukturen etabliert – wie etwa die Zentren für unterstützende Pädagogik in Bremen oder die Förderzentren Lernen in Schleswig-Holstein.“ Darüber hinaus könne der geplante nationale Bildungsrat in Zusammenarbeit mit den Bundesländern Qualitätsstandards für die Umsetzung von Inklusion entwickeln, mit denen sich die großen regionalen Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern nivellieren ließen.

 

Bild: CC-BY 2.0, Brad Flickinger, https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Children_playing_a_game_on_an_iPad.jpg