Daniela Schreiter, auch bekannt als „Fuchskind“, ist Künstlerin, Autorin – und: Asperger-Autistin. In ihren Comics erzählt sie von ihrem Leben vor und nach ihrer Autismus-Diagnose, ihrem persönlichen Anderssein und den Klischees, die ihr dadurch fast täglich begegnen.
Ein Raumschiff fliegt durchs Weltall, vorbei an der Sonne und macht schließlich eine Bruchlandung auf der Erde. Was wie der Beginn eines Science Fiction-Films klingt, ist tatsächlich der des Graphic Novels „Schattenspringer“, in dem die Berliner Künstlerin und Autorin Daniela Schreiter aus ihrem eigenen Leben berichtet. Die Bruchlandung illustriert ihre eigene Geburt 1982 und nimmt damit Bezug auf ein Gefühl, das sowohl der Autorin als auch vielen Menschen wie ihr sehr vertraut ist: Das Gefühl, auf dem falschen Planeten gelandet zu sein.
Daniela Schreiter beschreibt in ihren Comics, wie sich das Leben als Asperger-Autistin anfühlt. Während in der Öffentlichkeit noch viele gefährliche Halbwahrheiten und Klischees über Autisten verbreitet sind und „Autismus“ als Begriff häufig als abwertendes Schlagwort verwendet wird, versucht sie, andere aufzuklären. Sie tut das mit viel Witz und Herz, zum Beispiel in ihren Webcomics, ihrer Reihe „Schattenspringer“ oder den Abenteuern ihres Superhelden-Alter Egos, „Autistic Hero Girl“.
Dem Prinzip einer „Own Voice“ folgend – also dem eines individuellen Berichts aus der Perspektive einer tatsächlich betroffenen Person – erzählt sie von ihrem ganz persönlichen Anderssein. Davon, wie unerwartete Reize wie hohe Töne, ungefragte Berührungen oder heller Sonnenschein den Alltag eines Menschen mit Autismus erschweren können oder einfach der Wunsch, ’normal’ zu sein. Und stellt immer wieder klar: anders sein ist nicht automatisch schlecht, sondern eben wirklich nur anders.
In den ersten beiden Bänden ihrer „Schattenspringer“-Reihe erzählt Daniela Schreiter dabei von ihren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen: Von ihrer Kindheit über die Pubertät und dem steinigen Weg zum Erwachsensein. Der dritte Teil dagegen widmet sich den Geschichten anderer Menschen, bei denen Autismus diagnostiziert wurde und verdeutlicht so, warum genau man eigentlich von einem „autistischen Spektrum“ spricht und sich Autismus nicht bei jeder Person auf die gleiche Weise äußern muss. Oder wie sie selbst sagt: „Wer einen Autisten kennt, kennt genau einen Autisten.“
Die humor- wie liebevolle Erzählweise steckt auch in den „Abenteuern von Autistic Hero-Girl“, in dem die Autorin weniger allgemein erklärt als viel mehr direkt ins Geschehen springt und in kurzen Strips Anekdoten aus ihrem Alltag erzählt. Vom Warten vor der Wohnungstür bis die Nachbarn draußen verschwunden sind, bis hin zu ihrem Kampf mit Depressionen, personifiziert durch den Schurken “Black Dog”, erzählt sie hier große und kleine Geschichten direkt aus ihrem Leben. Wieder ist Daniela Schreiter selbst Protagonistin, dieses Mal allerdings als Superheldin, die jeden Tag aufs Neue die Hürden ihres eigenen Lebens bekämpft – selbst wenn diese Hürden für Nicht-Autisten oft sehr klein erscheinen mögen.
Sowohl die vier Bücher als auch ihre Webcomics, die Daniela Schreiter auf ihrem eigenen Blog und in den sozialen Medien teilt, geben dabei auf der einen Seite Nicht-Autisten einen Einblick in das Leben von Autisten, sind aber sicher auch aus Gründen der Repräsentation für Betroffene interessant. Alle Comics richten sich auch an Kinder und Jugendliche, um sie ohne Klischees an das Thema heran zu führen, Tipps zu geben und Vorurteile abzubauen. Damit ist sie sogar so erfolgreich, dass sie inzwischen für den „Her Abilities“-Award nominiert wurde, mit dem international die Errungenschaften von Frauen, die mit den verschiedensten Behinderung leben, honoriert werden sollen.
Auch von Therapeuten, Pädagogen, sowie Betroffenen selbst und ihren Angehörigen, sind die „Schattenspringer“-Bücher immer wieder positiv aufgenommen worden. Während Erstere die Comics immer häufiger als leicht verständliche Fachbücher empfehlen, berichten Letztere immer wieder davon, dass sie damit sich selbst oder ihre Angehörigen besser verstehen gelernt haben. In einer Rezension berichtet so z.B. ein Lehrer davon, den zweiten Band der „Schattenspringer“ mit seiner Klasse gelesen und so einen Ausgangspunkt für den Dialog über das Thema gefunden zu haben. Eine Mutter erzählt davon, wie der erste Band ihrem Sohn dabei geholfen hat, sich selbst zu verstehen und eine wohl erwachsene Betroffene schreibt, sie wolle das Buch am liebsten jeder Person, die sie mit Klischees über Autisten konfrontiert, direkt zur Aufklärung in die Hand drücken.
Weitere Informationen sind auf Daniela Schreiters Website, fuchskind.de, und ihren Social Media-Kanälen auf Twitter, Facebook und Instagram, sowie direkt bei ihrem Verlag zu finden.
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